Camille de Peretti, "Wir werden zusammen alt "
Meine Bewertung: 5 von 5 Sternen
Rezension vom 19.05.2011
Das Buch "Wir werden zusammen alt" der französischen Autorin Camille de Peretti ist ein dünnes, raffiniert gestaltetes Buch. Ein ernsthaftes Thema, denn es zeigt, innerhalb von 4 Abschnitten, unterteilt in Viertelstunden-Kapiteln, 24 Stunden lang den Ablauf in einem französischen Altenwohnheim.
Schon hier kann der Leser stutzig werden: Und er hat Recht!
Mathematisch aufgeteilt, in Raster untergeordnet sind nicht nur Einwohner des Altenheims, sondern auch deren Auftritt, der Inhalt der Kapitel, bis zum Vorhandensein bestimmter Worte.
Dieses Prinzip ist bekannt aus dem Werk "Das Leben: Gebrauchsanweisung" des Autors Georges Pérec, der das Geschehen im gleichen vorgegebenen Raster im Miethaus wiedergab.
Und zwar wurde diese Tradition in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts in der französischen Literatur angewendet, als Verknüpfung der Literatur mit ausserliterarischen Elementen, hier eben der Mathematik.
Der Sinn liegt darin, einem starren Muster zu folgen, Ablauf, Wortsetzung, beispielsweise Worten wie Bluse, rot oder Teppich, in einen normalen Text zu bringen, ohne dass der Leser das Muster offensichtlich erkennen kann!
Für die Mathematiker: Dieser Roman folgt den formalen Vorgaben des Rösselsprung, d.h. die Reihenfolge der Zimmer ist festgelegt, den Euler´schen Quadraten der 10. Ordnung, d.h. streng formal werden Worte den Kapiteln zugeordnet, und den daraus resultierenden Listen.
Im Anhang des Buches sind diese Listen abgedruckt, so dass der mathematisch interessierte Leser auf die Suche gehen kann!
Allen anderen Lesern, die hier einen bewegenden Roman mit ernsthaftem Inhalt über Altern, Heim, Trauern und Tod lesen möchten, sei gesagt: Man bemerkt den mathematischen Hintergrund nicht!
Man freut sich über kurze, abwechslungsreiche Kapitel und kommt beim Lesen flott vorwärts, soweit man sich durch das Buch nicht zum ersten Mal mit dem Sterben und Altern auseinandersetzt.
Denn ganz unverblümt, ohne Wertung, nüchtern und trocken führt uns die Autorin vor Augen, wie erbärmlich in den meisten Fällen der Lebensabend eines Menschen sein kann.
Wohlangemerkt: In diesem Buch erleben wir ein Altenwohnheim, was bedeutet, jeder Einwohner hat doch immerhin ein wenig Privatsphäre, ein wenig Menschenwürde gewahrt, was im "normalen Altenheim" nicht der Fall ist.
Da ich früher selbst im Altenheim arbeitete, um neben dem Studium etwas Geld zu verdienen, erkannte ich manche kurios anmutende Szene wieder. Sei es, dass "die Alten" ausgerechnet dann über ein ausgezeichnetes Gehör verfügen, wenn die Kühlung ausfällt, während im üblichen Alltag sonst die Schwerhörigkeit überwiegt, die alte Menschen oft an schwermütige Dickhäuter erinnern lässt.
Auch Szenen, wie Essen horten, Ausbrechermentalität oder senile Aggressivität sind im Altenheim Alltag. Hier liessen sie mich beim Lesen oft in schallendes Gelächter ausbrechen, gleichzeitig allerdings mit einem Schamgefühl und einer Bitterkeit zurück.
Sind wir Menschen dem Altern doch hilflos ausgeliefert, sind die Pflegekräfte oft vollständig überfordert auch mit ihrem eigenen unglücklichen Leben, mit all den Missverständissen., die unser Leben begleiten.
Von aussen betrachtet erscheint immer alles so einfach, so offensichtlich, aber die Protagonisten hängen in ihrem Lebensfaden fest. Das "Drüberkucken" ist nicht möglich.
So lässt der Roman ein ungutes Gefühl zurück.
Sind wir Menschen doch mit so viel Mitgefühl zur Stelle, wenn es um Kinderheime geht, während für fast alle von uns die Altenheime zur Selbstverständlichkeit im Alltag dazu gehören, auch für die eigenen alternden Familienmitglieder, die uns in der Pflege und Krankheit schlichtweg zum falschen Zeitpunkt und mit den verkehrten Vorraussetzungen erwischen.
Schon hier kann der Leser stutzig werden: Und er hat Recht!
Mathematisch aufgeteilt, in Raster untergeordnet sind nicht nur Einwohner des Altenheims, sondern auch deren Auftritt, der Inhalt der Kapitel, bis zum Vorhandensein bestimmter Worte.
Dieses Prinzip ist bekannt aus dem Werk "Das Leben: Gebrauchsanweisung" des Autors Georges Pérec, der das Geschehen im gleichen vorgegebenen Raster im Miethaus wiedergab.
Und zwar wurde diese Tradition in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts in der französischen Literatur angewendet, als Verknüpfung der Literatur mit ausserliterarischen Elementen, hier eben der Mathematik.
Der Sinn liegt darin, einem starren Muster zu folgen, Ablauf, Wortsetzung, beispielsweise Worten wie Bluse, rot oder Teppich, in einen normalen Text zu bringen, ohne dass der Leser das Muster offensichtlich erkennen kann!
Für die Mathematiker: Dieser Roman folgt den formalen Vorgaben des Rösselsprung, d.h. die Reihenfolge der Zimmer ist festgelegt, den Euler´schen Quadraten der 10. Ordnung, d.h. streng formal werden Worte den Kapiteln zugeordnet, und den daraus resultierenden Listen.
Im Anhang des Buches sind diese Listen abgedruckt, so dass der mathematisch interessierte Leser auf die Suche gehen kann!
Allen anderen Lesern, die hier einen bewegenden Roman mit ernsthaftem Inhalt über Altern, Heim, Trauern und Tod lesen möchten, sei gesagt: Man bemerkt den mathematischen Hintergrund nicht!
Man freut sich über kurze, abwechslungsreiche Kapitel und kommt beim Lesen flott vorwärts, soweit man sich durch das Buch nicht zum ersten Mal mit dem Sterben und Altern auseinandersetzt.
Denn ganz unverblümt, ohne Wertung, nüchtern und trocken führt uns die Autorin vor Augen, wie erbärmlich in den meisten Fällen der Lebensabend eines Menschen sein kann.
Wohlangemerkt: In diesem Buch erleben wir ein Altenwohnheim, was bedeutet, jeder Einwohner hat doch immerhin ein wenig Privatsphäre, ein wenig Menschenwürde gewahrt, was im "normalen Altenheim" nicht der Fall ist.
Da ich früher selbst im Altenheim arbeitete, um neben dem Studium etwas Geld zu verdienen, erkannte ich manche kurios anmutende Szene wieder. Sei es, dass "die Alten" ausgerechnet dann über ein ausgezeichnetes Gehör verfügen, wenn die Kühlung ausfällt, während im üblichen Alltag sonst die Schwerhörigkeit überwiegt, die alte Menschen oft an schwermütige Dickhäuter erinnern lässt.
Auch Szenen, wie Essen horten, Ausbrechermentalität oder senile Aggressivität sind im Altenheim Alltag. Hier liessen sie mich beim Lesen oft in schallendes Gelächter ausbrechen, gleichzeitig allerdings mit einem Schamgefühl und einer Bitterkeit zurück.
Sind wir Menschen dem Altern doch hilflos ausgeliefert, sind die Pflegekräfte oft vollständig überfordert auch mit ihrem eigenen unglücklichen Leben, mit all den Missverständissen., die unser Leben begleiten.
Von aussen betrachtet erscheint immer alles so einfach, so offensichtlich, aber die Protagonisten hängen in ihrem Lebensfaden fest. Das "Drüberkucken" ist nicht möglich.
So lässt der Roman ein ungutes Gefühl zurück.
Sind wir Menschen doch mit so viel Mitgefühl zur Stelle, wenn es um Kinderheime geht, während für fast alle von uns die Altenheime zur Selbstverständlichkeit im Alltag dazu gehören, auch für die eigenen alternden Familienmitglieder, die uns in der Pflege und Krankheit schlichtweg zum falschen Zeitpunkt und mit den verkehrten Vorraussetzungen erwischen.
- Gebundene Ausgabe: 288 Seiten
- Verlag: Rowohlt; Auflage: 2 (15. Januar 2011)
- Sprache: Deutsch
- ISBN-10: 3498053078
- ISBN-13: 978-3498053079
- Originaltitel: Nous vieillirons ensemble
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