Samstag, 3. März 2012

Tommy Krappweis, "Das Vorzelt zur Hölle", Rezension

Tommy Krappweis, "Das Vorzelt zur Hölle"

Meine Bewertung: 3 von 5 Sternen

Rezension vom 03.03.2012

Das Vorzelt zur Hölle, Untertitel: Wie ich die Familienurlaube meiner Kindheit überlebte, von Tommy Krappweis, dem Erfinder von Bernd, dem Brot.
Wirklich begeistert hat mich das Buch nicht. Ich war auf den ersten hundert Seiten auch mehrmals am Überlegen, ob sich die ins Lesen investierte Zeit nicht sinnvoller verbringen liesse, da ich aber grundsätzlich keine Bücher abbreche, denn jeder Autor soll eine faire Chance bekommen, zwang ich mich, mit dem Lesen fortzufahren.
Zum Inhalt: Tommy Krappweis, geboren 1972, berichtet von den Urlauben mit den Eltern bevorzugt in den 70 iger Jahren. 
Seine Eltern, besonders sein lebenslustiger Vater, sind -wie es damals üblich war- Campingfans. Mit den damals fehlenden Sicherheitsbestimmungen und den einfachen, oft pimitiven Mitteln, nutzten Tommys Eltern jeden Urlaub um fremde Länder zu erkunden und oft lebensbedrohliche Erlebnisse zu meistern.

Wer in diesen Jahren aufgewachsen ist, der wird sicher über ähnliche Erlebnisse berichten können, da ich 7 Jahre älter bin als der Autor habe ich meist schulterzuckend die dramatisch dargestellten Erinnerungen gelesen und oft gedacht, "Was regt sich der Autor so auf, das ist doch harmlos!" 
Das war Zahn der Zeit, das war so üblich, das war halt so, mit dem Unterschied, dass der Sohnemann, der ganz offensichtlich nicht so wirklich in die Familie passte, abgöttisch geliebt wurde. 
Bei mir wurde zur gleichen Zeit gnadenlos zurechtgeprügelt und mir als Kleinkind unterstellt, dass ich als Kind (!!!) ja nur Spass daran hätte, den Familienplanungen mit Krankheit und Unwohlsein den Spass zu verderben.
Nichtsdestotrotz liest sich der Anfang des Buches wie ein einzig Anprangern des Vaters, ein Beschweren und Lamentieren, ich konnts kaum aushalten.
Interessant wurde das Buch erst, als auch der Vater zu Wort kam. Ein aufgeräumter, lebenslustiger Mann, der mit viel Humor an die damalige Zeit zurückdenkt und vermutlich heute alles wieder gleich machen würde, denn er hat uns heutigen Erwachsenen eines voraus: Er hat gemacht, was ihm Spass machte, ohne zu grübeln oder nach Unmöglichkeiten zu suchen.
Ich muss gestehen, ich habe in der zweiten Hälfte des Buches manchmal Tränen gelacht, über den Vater, über die Verrücktheiten dieses Mannes, aber eben nicht über Tommy Krappweis Abrechnung.
Schade eigentlich, dass Tommy Krappweis, Vater einer inzwischen 3 jährigen Tochter, nicht toleranter ist, nicht den Humor besitzt, herzhaft zu lachen, statt überall aus heutiger Sicht mit "Sicherheit" und anderen Vorkehrungen alles madig zu machen.
Die 70 iger waren eine verrückte Zeit, etwas mehr Lockerheit täte uns heutzutage nicht schlecht, denn dieses nur nach Paragraph und nur nach Bestimmungen zu leben, das beschränkt schon extrem die Freiheit. Und auch die Lebensfreude.
Dabei finde ich es eigentlich schade, denn Tommy Krappweis beweist mit dem Buch, dass er schreiben kann, drollige Ausdrucksweise, humoriger Schreibstil, wenn er nicht grade über den Vater lästert, dieses Buch hätte ich nicht aus eigener Sicht geschrieben, sondern aus der Sicht eines "frei erfundenen" Protagonisten, dann wäre diese dröge mies-macher-Stimmung nicht so durchgekommen, hätte vielleicht auch das Schreiben mehr Spass gemacht!
Ganz zum Schluss möchte ich eine bescheidene Bitte äussern:
Könnte das zweite Buch bitte vom Vater geschrieben werden?

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