Dienstag, 3. April 2012

"Mein fast perfektes Leben" von Jonathan Tropper, Rezension

Nein, was für ein unglaubliches Buch!
Doug ist 29 Jahre alt und Witwer. Seit 13 Monaten. Seine 11 Jahre ältere Frau Hailey kam bei einem Flugzeugabsturz ums Leben, etwa 2 Jahre nach der Heirat.
Ihr Sohn Russ ist seit dem schrecklichen Unfall gezwungen bei seinem leiblichen Vater zu leben, der nach der Scheidung von Hailey eine neue Familie gegründet hat und Russ eher widerwillig bei sich aufnimmt.
Aber da Doug als Adoptivvater versagt hat, ist dies die einzig denkbare Möglichkeit.
Dougs Zwillingsschwester Claire ist schwanger und beschliesst ihren Ehemann zu verlassen... und schon ist man drin im Buch!
Dougs verzweifelter Versuch in Ruhe zu trauern, sein eigenes verlorenes Leben irgendwie ohne Hailey weiterzuleben ohne Schuldgefühle, aber auch ohne die grosse Liebe aufzugeben, gleichzeitig mit der Trauer des 16 jährigen Russ umgehen zu müssen und den verrückt-spielenden Hormonen seiner durchgeknallten Zwillingsschwester etwas entgegenzuhalten, das ist Inhalt des Buches.
So warmherzig, so gefühlvoll, so mitreissend.
Herr Jürgen von der Lippe meinte, er habe abwechslend geweint und gelacht.
Aber das stimmt so nicht! Man macht es gleichzeitig: Nie habe ich so geweint während eines Lachkrampfes, nie mich so amüsiert während ich weinte.
Dieses Buch krempelt den Leser völlig um.
Und räumt auf mit vielen Vorurteilen: Über Trauer, über das Miteinander in der Familie, um den Neubeginn und über Männer.
Ich wollte kapitelweise kaum glauben, dass dieses Buch aus Männerhand stammt und bin einfach nur dankbar: Es zeigt, wie verletzlich, wie verloren und wie empfindsam wenige Männer sein können, wie schwer ein Neubeginn, wenn man eigentlich dachte, das Richtige gefunden zu haben. Es gibt Einblick in Versagensängste, in Hilflosigkeiten, Hilferufen und in Verdrängungstaktiken, dabei so humorvoll und so schräg, dass man dieses Buch einfach nur lieben muss. Inclusive aller Protagonisten.
Entsetzt habe ich immer wieder bemerkt, wie neidisch ich auf die tote Hailey bin, die so geliebt, so geschätzt und so gebraucht wurde, von allen.
Ein sehr schönes Buch mit wenig ansprechendem Cover.

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