Donnerstag, 10. Oktober 2013





Marc-Oliver Bischoff - Die Voliere

Rezension vom 03. Oktober 2013
Meine Beurteilung: 3 Sterne von 5 möglichen


"Die Voliere" von Marc-Oliver Bischoff wagt sich an ein sehr umstrittenes und brisant-aktuelles Thema: Wohin mit den Schwerverbrechern, die ihre Strafe verbüßt haben und wieder auf freien Fuß gesetzt werden müssen?
Es gab eine Gesetzesänderung, nach der manchen Schwerverbrechern tatsächlich nach einer bestimmten Strafzeit die Rückkehr in die "normale" Gesellschaft ermöglicht werden muss. Es handelt sich dabei um psychisch kranke Gewalttäter, im vorliegenden Buch um 3 Männer, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Von wiederholtem, schweren Bertrug bis grauenvollem Abschlachten von Menschen über sexueller Folterung von Kindern mit Todesfolge, der Autor bietet dem Leser eine sehr interessante, weit gefächerte Variation der Gewalt.
Der vorliegende Roman ist der zweite Krimi des Autors, für mich die erste Begegnung mit den Protagonisten, ich will nicht unerwähnt lassen, dass der erste Krimi
mit dem Friedrich-Glauser-Preis ausgezeichnet wurde in der sparte "Bestes Debüt".
Die Psychologin Nora wird engagiert, um die Gutachten der 3 vom neuen EU-Gesetz betroffenen Männer zu bewerten, auszuwerten und die Freilassung abzulehnen oder zu befürworten.
Es steht allerdings hinter ihrem Rücken fest, dass eine Freilassung folgen wird, mit Sicherheitsauflagen und betreuendem Sozialarbeiter.
Das buch begintn unglaublich spannend!
Der Autor versteht es, die Schwerverbrecher so sympathisch und auch harmlos darzustellen, dass ich grosse Probleme hatte, die begannenen und verbüßten Taten überhaupt zu glauben!
Mit Nora hatte ich hingegen von Anfang an meine großen Probleme. Mir persönlich war sie zu sehr mit ihrem chaotischen Liebesleben beschäftigt, ungeordent in ihren Handlungen und nicht wirklich sympathisch.
Sie agierte unseriös und unbeholfen, ließ sich auf faule Kompromisse ein, die zum Himmel rochen, ich fand den Verlauf der Geschichte schon früh absehbar katastrophal!
Die Unterbringung und das Drama, das folgte war für mich hollywoodlikes Klischee, dafür vermisste ich die ernsthafte Auseinandersetzung mit dem eigentlichen Thema!
Als ich den Klappentext las, freute ich mich auf eine Diskussion über das Für und Wider, über Menschenrechte und gesellschaftliche Probleme mit Schwerverbrechern. Hier war kein Für und kein Wider, hier wurde völlig unvorbereitet entlassen, spät und nicht ernstahft auf vorhersehbare Probleme reagiert.

Ich war phasenweise ziemlich enttäuscht, auch wenn der Roman toll zu lesen und temporeich durchgezogen wurde, der Krimi wurde wirklich nur zur spannenden Unterhaltung geschrieben, nicht als Mahnmal! So wirklich der Knalleffekt blieb aus, und ich bin nach dem Beenden immer noch unschlüssig, wie man das Problem  "Haftentlassung der Schwerverbrecher" lösen kann, geblieben ist der schale Nachgeschmack, dass auf wirklich wichtigen Posten oft zu wenig Kontrolle herrscht und zu oft Personen besetzt werden, die ihrer Verantwortung nicht kompetent genug entgegentreten.
  • Taschenbuch: 411 Seiten
  • Verlag: Grafit Verlag; Auflage: 1 (5. Juli 2013)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3894254203
  • ISBN-13: 978-3894254209
  • Größe und/oder Gewicht: 18,8 x 11,4 x 3,8 cm

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